Im vorherigen Blogbeitrag haben wir den Rückgang der Neubauprojekte, die Verfehlung des Ziels von 400.000 neuen Wohnungen jährlich sowie aktuelle Förderprogramme und deren strenge Anforderungen thematisiert. Dass immer weniger Neubauten geplant werden oder sogar bereits laufende Bauprojekte aufgrund gestiegener Kosten gestoppt werden, ist nach Meinung der Protectum eG nicht nur in Bezug auf mangelnden Wohnraum dramatisch, sondern kann das gesamte Baugewerbe gefährden.
Mit rund 2,33 Millionen Beschäftigten ist die Baubranche eine der wichtigsten im Handwerk. Aufgrund steigender Zinsen, umfangreicher Auflagen und zum Teil schwer zu beschaffender Materialien lahmt der gesamte Sektor – Handwerkspräsident Dittrich befürchtet einen drohenden Kollaps. Baufinanzierungen sind sowohl für Privathaushalte als auch für Unternehmen kaum noch zu stemmen. Auch im Wohnungsbau macht sich die Krise bemerkbar: So wurden im August 2023 20,7 Prozent der geplanten Projekte storniert, im Monat davor 18,9 Prozent. Viele Baufirmen leiden unter Auftragsmangel – während viele Wohnungssuchende weiterhin keinen bezahlbaren Wohnraum finden.
Regierung reagiert und weitet Förderprogramme aus
Insbesondere das Förderprogramm WEF (Wohneigentum für Familien) wurde im letzten Blogbeitrag der Protectum eG analysiert. Fest steht: Das aktuelle Programm enthält Anforderungen, die sich im Grunde ausschließen. So sind die vorgegebenen hohen KFW-Effizienzbau-Standards, die beim Neubau erreicht werden müssen, finanziell mit einem maximalen jährlichen Einkommen von 60.000 Euro nicht zu erreichen. Der Fördertopf mit Zinssubventionen von rund 350 Millionen steht bereit, wird aber aktuell kaum in Anspruch genommen. Auch die Regierung sieht dieses Problem.
Bundesbauministerin Klara Geywitz möchte das Förderprogramm für Familien anpassen beziehungsweise ausweiten. Künftig sollen junge Familien auch mit höherem Jahreseinkommen die Möglichkeit bekommen, von dem Förderprogramm zu profitieren. Konkret wird hier ein zu versteuerndes Einkommen von 90.000 Euro angestrebt, weiterhin soll der geförderte Kredithöchstbetrag um 30.000 Euro steigen.
Neben der Anpassung des Förderprogramms möchte der Bund den Ländern die Option eröffnen, Käufern den Ersterwerb von selbstgenutztem Wohneigentum zu vereinfachen, indem ein Freibetrag bei der Grunderwerbsteuer von 250.000 Euro pro Erwachsenen und 150.000 Euro pro Kind eingeführt werden kann. Zudem soll durch den Wegfall verpflichtender Sanierungen einzelner Wohngebäude schneller und einfacher bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden. Licht am Ende des Tunnels für die Baubranche, Familien mit Eigentumswunsch und Wohnungssuchende – aber die Umsetzung wird dauern.
Wann die neuen Fördermöglichkeiten umgesetzt werden, ist noch unklar
Über die Pläne zur Anhebung der Einkommensgrenze für Förderprogramme wird nun erst einmal beraten. Steht ein Entschluss fest, wird mit Sicherheit einige Zeit vergehen, bis die Förderungen tatsächlich durch Familien beantragt und letztendlich ausgeschüttet werden. Bis dahin ist weiterhin Wohnraum gefragt – und Genossenschaften wie die Protectum eG bleiben wichtige Ansprechpartner, wenn es um Mietwohnungen für Menschen aller Einkommensklassen geht.
Während zahlreiche Wohnungsbauprojekte aufgrund von Finanzierungsproblemen abgesagt wurden, gibt es seitens der Protectum eG erfreuliche Nachrichten: Aktuelle Neubauprojekte werden wie geplant weitergeführt werden. Das weit fortgeschrittene Bauvorhaben in Erlensee wird nach Plan fertiggestellt. Ebenso treibt die Genossenschaft die Pläne zum künftigen Projekt in Babenhausen tatkräftig voran.