Die Wohnungsproblematik in Deutschland ist ungebrochen ernst – fehlende Wohnungen und hohe Mieten machen es in Städten wie Berlin bereits nahezu unmöglich, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Der Bedarf an neuem Wohnraum ist also groß, doch die rasant gestiegenen Baukosten in Verbindung mit der Vervielfachung der Bauzinsen innerhalb des letzten Jahres haben die Bautätigkeit stark ausgebremst. Zahlen des Statistischen Bundesamts zufolge wurden in den ersten sieben Monaten des Jahres 2023 gerade einmal 156.200 neue Wohnungen genehmigt – gegenüber dem Vorjahreszeitraum bedeutet das einen Einbruch von 27,8 Prozent.
Eine aktuelle Studie schlägt eine besondere Bauweise als praktikable Lösung für die Wohnungskrise vor: Serielles Bauen soll den Wohnungsbau effizienter und billiger machen und so die Bautätigkeit ankurbeln. Die Protectum eG geht auf die wichtigsten Inhalte der Studie ein.
Ziel von 400.000 neuen Wohnungen im Jahr wurde verfehlt
400.000 neue Wohnungen pro Jahr zu schaffen – so sah das wichtigste wohnungspolitische Ziel der Ampel-Regierung für die aktuelle Legislaturperiode aus. Auch die Protectum eG hatte im Januar vergangenen Jahres über dieses Herzstück des Koalitionsvertrages berichtet. Doch diese Pläne zur massiven Ausweitung des Wohnungsbaus sind bislang gescheitert: 2022 wurden nur 295.000 neue Wohnungen gebaut, 2023 wurde das Ziel bereits im Januar von der Bauministerin Klara Geywitz für unerreichbar erklärt.
Die Studie “Serielles Bauen 2023” der Münchener Unternehmensberatung Munich Strategy stellt der aktuellen Wohnbaukrise einen interessanten Lösungsvorschlag entgegen: Durch ihren hohen Grad an (Kosten-)Effizienz soll die serielle Bauweise einen Ausweg aus der derzeitigen Pattsituation in der Baubranche bieten.
Wie die Protectum eG darlegt, handelt es sich beim seriellen Bauen um eine Bauweise, bei der mit vorgefertigten Bauteilen gearbeitet wird. Diese werden in einer Fabrik hergestellt und auf der Baustelle anschließend nur noch zusammengefügt. Dadurch wird nicht nur die Planung vereinfacht, auch die Bauphase wird entscheidend verkürzt, was serielles Bauen schneller und günstiger macht.
Die Studie nennt folgende Vorteile, die sich aus der Verlagerung eines Großteils der Bautätigkeit von der Baustelle in die Fabrik ergeben:
Kürzere Bauzeit: Die Nutzung von industriell vorgefertigten Modulen beschleunigt die Erstellung von Neubauten. Die Zeitersparnis gegenüber der konventionellen Bauweise beläuft sich auf 9 bis 16 Monate.
Preisvorteil: Gebäude lassen sich in serieller Bauweise deutlich kostengünstiger erstellen: Der durchschnittliche Kaufpreis pro Quadratmeter beträgt 2.500 Euro, damit liegen seriell gebaute Wohnungen bis zu 3.000 Euro unter den Kosten für Einheiten aus dem konventionellen Wohnungsbau. Das spiegelt sich auch in den Mieten wider: Während in herkömmlicher Einzelbauweise erstellte Wohnungen nicht unter 18 Euro angeboten werden können, ist die Mindestmiete im seriellen Bau nur halb so hoch.
Nachhaltigkeit: In Deutschland kommt für die Erstellung der vorgefertigten Module für den Bau in Serie in erster Linie der Baustoff Holz zum Einsatz. Der nachwachsende Rohstoff hat einen positiven Einfluss auf die CO2-Bilanz: Im Vergleich zu einem aus konventionellen Baustoffen wie Beton errichteten Gebäude spart ein Holzfertighaus bis zu 80 Tonnen CO2. Darüber hinaus ist ein aus Holzbauteilen erstelltes Haus zu bis zu 95 Prozent recycelbar.
Weniger Fachkräfte am Bau benötigt: Da Gebäude bei der seriellen Bauweise größtenteils aus vorgefertigten Modulen zusammengesetzt werden, sind auf der Baustelle weniger Fachkräfte nötig als im konventionellen Wohnungsbau. Das ist auch angesichts des ausgeprägten Fachkräftemangels in Deutschland ein wichtiger Pluspunkt.
Die Protectum eG steht den Vorzügen des seriellen Bauens überaus aufgeschlossen gegenüber und erachtet die Vorschläge der Studie als wertvolle Denkanstöße für die Überwindung der Bau- und Wohnungskrise.