Genossenschaften wie die Protectum eG sind ganz besondere Unternehmen. Denn sie sind eine gemeinwohlorientierte Geschäftsform, in der sich Menschen für ein gemeinsames Ziel zusammenschließen: der sozialen, kulturellen oder wirtschaftlichen Förderung der Mitglieder. Zweck des Geschäftsbetriebes ist also nicht die Gewinnmaximierung, sondern die Erzielung eines klar definierten Nutzens für die Genossenschaftsmitglieder. Dieser Nutzen kann unterschiedlichste Lebensbereiche betreffen – vom bezahlbaren Wohnraum wie bei der Wohnungsbaugenossenschaft aus Großwallstadt bis hin zu Geldgeschäften über genossenschaftliche Banken.
Doch die Genossenschaften in Deutschland werden über ein zum Teil veraltetes Gesetz reguliert: das Genossenschaftsgesetz (GenG). Eine neue Initiative unter dem Titel #GenoDigitalJetzt möchte das Regelwerk deshalb einer Verjüngungskur unterziehen, um das Genossenschaftsrecht an die heutigen Bedingungen anzupassen und damit die Genossenschaft als Rechtsform wieder attraktiver zu machen. Ein Ansinnen, das die Protectum eG in vollem Umfang unterstützt.
Die wichtigsten Änderungsvorschläge von #GenoDigitalJetzt
Mit der Kampagne #GenoDigitalJetzt werden die politischen Entscheidungsträger dazu aufgefordert, das Genossenschaftsgesetz in einigen wichtigen Punkten zu modernisieren. Zu den zentralen Forderungen zählen:
1. Genossenschaftsbeitritt auch digital ermöglichen
Fast alles kann man heutzutage online erledigen, doch um Mitglied in einer Genossenschaft zu werden, braucht es auch heute in den meisten Fällen noch einen Antrag aus Papier, der per Post an die Genossenschaft geschickt werden muss. Aus Sicht der Protectum eG liegt das nicht zuletzt an dem mangelnden Bekanntheitsgrad der digitalen Möglichkeiten und der bislang häufig viel zu aufwendigen Umsetzung einer rechtssicheren digitalen Beitrittserklärung. Aus diesem Grund schließt sich die Genossenschaft aus Großwallstadt der Forderung nach einer Vereinfachung des Beitrittsprozesses an. Zudem wäre eine Beratung durch die Genossenschaftsverbände zur rechtssicheren und einfachen Umsetzung des digitalen Beitrittsverfahrens sinnvoll.
2. Genossenschaftsgründung auf digitalem Weg
Gründung, Prüfung und Eintragung einer Genossenschaft nehmen aktuell in der Regel mehrere Monate in Anspruch. Das ist ein deutlicher Wettbewerbsnachteil gegenüber anderen Rechtsformen wie der GmbH, die innerhalb kürzester Frist online gegründet werden kann. Eine Verkürzung dieser Vorlaufzeit sowie eine Minderung der mit einer Genossenschaftsgründung verbundenen bürokratischen Hürden und Kosten würde die Attraktivität von Genossenschaft deutlich steigern.
3. Virtuelle oder hybride Generalversammlungen erleichtern
Zwar hat die Protectum eG bereits zwei Generalversammlung als hybride Veranstaltungen durchgeführt, doch dafür war eine aufwendige Satzungsänderung erforderlich. Um es anderen Genossenschaften leichter zu machen, unterstützt man in Großwallstadt die Forderung nach einer Vereinfachung: Die Durchführung digitaler oder hybrider Generalversammlung sollte auch ohne gesonderte Satzungsregelung möglich sein. Schließlich stärkt die Möglichkeit der Online-Teilnahme das Mitbestimmungsrecht der Mitglieder, da eine Anwesenheit vor nicht mehr zwingend erforderlich ist.
4. Zugang zu Crowdfunding eröffnen
Die Kapitalbeschaffung bei einer Genossenschaft läuft traditionell über zwei Kanäle: die Geschäftsguthaben der Mitglieder und herkömmliche Bankdarlehen. Von den zunehmend wichtiger werdenden Finanzierungsinstrumenten Crowdfunding und Crowdinvesting sind Genossenschaften häufig ausgeschlossen. Auch diese Benachteiligung der Genossenschaft als Rechtsform will die #GenoDigitalJetzt-Petition beseitigen.
Protectum eG hat bereits unterschrieben
Mehr als 200 Unternehmen haben die Petition bereits unterschrieben, um die Initiative zu unterstützen – darunter auch die Protectum eG. Dabei ist man sich in Großwallstadt selbstverständlich der zahlreichen Vorzüge und Sonderrechte bewusst, die mit der Rechtsform der Genossenschaft verbunden sind. Doch die Zahl der Genossenschaftsgründungen ist seit Jahren rückläufig – um das traditionsreiche Genossenschaftswesen in Deutschland zu bewahren, stellt aus Sicht der Wohnungsbaugenossenschaft die geforderte Modernisierung des Genossenschaftsrechts einen guten Weg dar.